Mit den Feierlichkeiten zur legendären Gründung Venedigs vor 1600 Jahren hat man gerade angefangen. Legende und Geschichte verflechten sich miteinander im Zeichen des großen Mythos der Ursprünge der Lagunenstadt.
Einige Gelehrte sind der Meinung, dass Venedig ein „römisches Geschöpf“ darstellt, während andere sich für den Mythos einer trojanischen Gründung einsetzen. Manche glauben auch, dass die Venezianer auf ein sehr antikes Volk zurückgehen, und zwar auf die sogenannten Enetoi, ein paphlagonisches Volk, und deshalb wird Homers Ilias oft erwähnt.
Zweifellos stellen die Ursprünge Venedigs ein dunkles Kapitel des Mittelalters dar. Leider verfügt man über wenige Quellentexte. Außerdem erforderte das historische Rekonstruieren, das man in den Chroniken aus dem XI.-XII. Jahrhundert bemerken kann, vor allem die Anerkennung und Legitimierung der eigenen örtlichen Geschichte, indem man oft auf die Legenden und Erzählungen der mündlichen Überlieferung zurückgriff.
Laut einiger Chroniken, nach der Belagerung und fast völliger Zerstörung von Aquileia, hätte Attila, der König der Hunnen, der im Jahr 452 in Italien eingefallen war, als Pilger verkleidet die Stadt Padua erreicht.
Padua wurde damals vom guten König Julius regiert, der bei einem Schachspiel die echte Identität des unbekannten Pilgers entdeckte. Und genau zu diesem Zeitpunkt taucht die Ehegattin des Königs Julius auf: Die Königin Adriana, der Julius befahl, unverzüglich zusammen mit ihren Kindern, Mägden und Gütern Padua zu verlassen. So unternahm die Königin eine Seereise, die bestimmt von vielen Risiken und Gefahren gekennzeichnet war, aber wenigstens entfernte sie sich auf diese Weise vom furchtbaren König der Barbaren. In der Zwischenzeit fand ein Duell zwischen Attila und Julius statt, und leider verlor der König Julius den Kampf.
Wie die Historikerin Tiziana Plebani erzählt, die diesen Mythos der „weiblichen“ Ursprünge der Stadt Venedig rekonstruiert hat, erreichte die Königin Adriana der Legende nach die venetische Lagune, und unter den Bodenerhebungen aus Treibsand (im venezianischen Dialekt als „velme“ bezeichnet) entdeckte sie „eine aus hartem Boden bestehende Insel“. Der Hinweis ist deutlich: Es handelt sich um den Stadtteil Dorsoduro. Und danach gründete die Königin Adriana genau im Stadtteil Dorsoduro die erste Ansiedlung der Geschichte der Republik Venedig, indem sie nicht nur Hütten aus Heu und Stroh bauen ließ, sondern sie legte auch den Grundstein für die Kirche und das Kloster Angelo Raffaele.
Selbst wenn es wirklich nur eine Legende wäre, möchten wir an den Mut der Königin Adriana und der Frauen denken, die zu ihrem Gefolge gehörten und bereit waren, gefährliche Abenteuer zu erleben und Probleme zu bewältigen, um schließlich in der Lagune von Venedig wieder aufleben zu können!
Barbara